DE
Im Rahmen der 12. Darmstädter Tage der Fotografie lädt der G10 Projektraum den Fotografen und Künstler Alwin Lay ein, einen thematischen Beitrag zum Festival zu leisten und den Raum großformatig zu bespielen. In seiner Ausstellung Sollbruchstelle untersucht Lay mit einem Augenzwinkern den seriellen Charakter von maschinell hergestellten Produkten und beleuchtet das genormte System der kapitalistischen Konsumgesellschaft mit einem ironisierenden Blick. Verankert im Medium der Fotografie untersucht Alwin Lay in seinen Arbeiten die Wirkmacht von Objekten und die paradoxe Ästhetik der nach vermeintlicher Perfektion strebenden, industriellen Welt. In aufwendigen Sets und feinteiliger Montage erarbeitet der Künstler stilllebenhaft arrangierte Bildmotive. Radikal isolierte und perfekt ausgeleuchtete Objekte stehen skulptural vor einem neutralen Hintergrund, wodurch sie von Ort und Zeit losgelöst ein neues visuelles Leben erhalten. Lays Arbeiten enden nicht mit der Aufnahme, sondern umfassen sämtliche Aspekte der Präsentation. Für seine neue, ortsspezifische Ausstellung Sollbruchstelle inszeniert der Künstler ein großformatiges Bild: Die Arbeit Tube füllt das gesamte Fenster des G10 Projektraumes wodurch G10 zu einem architektonischen Rahmen wird, der die Fotografie fest umschließt. Eingefasst in diesem ehemaligen kommerziellen Werbeschaufenster der Darmstädter Innenstadt entfaltet das an Bildwelten der Werbung erinnernde Motiv einen neuen Subtext. Während die Präsentation eine formale sowie analytische Provokation des Konsums suggeriert, bewegt sich das Motiv selbst an der Schnittstelle zwischen der entpersönlichten Manifestation eines massenproduzierten Systems und dem subjektiven, ironischen Ausdruck des Künstlers. In Lays fotografischer Serie Perforation, die im Innenraum von G10 Projektraum präsentiert wird, windet sich eine dunkle, unbelichtete 35mm Filmrolle im luftleeren, schwarzen Raum. Das entkontextualisierte Objekt ist besonders durch seine regelmäßige Lochung zu erkennen, die in ihrer eigentlichen Funktion der Befestigung innerhalb von Kameras dient. Der serielle Charakter – einem bereits dem Medium der Fotografie inhärentes Prinzip – wird in dem Bild durch die maschinell-ausgestanzten Leerstellen auf der Filmoberfläche verstärkt. Das genormte System gerät hier regelrecht aus den Fugen und räkelt sich selbstbewusst im Bildmittelpunkt.
Text: Carolina Maddè
EN
As part of the 12th Darmtädter Tage der Fotografie, the G10 Projektraum invited the photographer and artist Alwin Lay to create a thematic contribution to the festival and to present a large format in the space. In his exhibition Sollbruchstelle, Lay ironically examines the serial character of machine-made products and highlights the absurdity of the standardised capitalist consumer society. Anchored in photography, Alwin Lay’s works investigate the power of objects and the paradoxical aesthetics of the industrial world striving for perfection. In elaborate sets and finely detailed montage, the artist develops still-life-like arranged pictorial motifs. Radically isolated and perfectly illuminated objects sculpturally stand out against a neutral background, giving them a new visual life detached from place and time. Lay’s work does not end with the photograph, but encompasses all aspects of presentation. For his new site-specific exhibition Sollbruchstelle, the artist shows a large-scale image: the work Tube will fill the entire window of the G10 Projektraum, turning G10 into an architectural frame that tightly encloses the photograph. Framed in this former commercial advertising vitrine in Darmstadt’s city centre, the motif, reminiscent of advertising imagery, unfolds a new subtext. While the presentation suggests a formal as well as analytical provocation of consumerism, the motif itself moves along the interface between the depersonalised manifestation of a mass-produced system and the subjective, ironic expression of the artist. In Lay’s photographic series Perforation, presented in the interior of G10 Projektraum, a dark, unexposed 35mm film winds in the airless, black space. The de-contextualised object is particularly recognisable through its regular perforation, which in its actual function serves to fix it within a camera. The serial character – a principle already inherent in the medium of photography – is reinforced in the image by the machine-cut voids on the film’s surface. In this image, the standardised system literally falls apart, loses its function and stretches out in the centre of the picture.
Text: Carolina Maddè